Wie kommt man in Polling dazu, das im Bierland Oberbayern liegt,
eine Weinbruderschaft zu gründen?
Alles begann mit einer Aufgabenstellung, die der Sprecher der Wein-GbR, Franz Vielhuber, Ende der 90-er Jahre für eine Südtirolfahrt gestellt wurde. Mit viel Engagement und und viel Idealismus reifte die Idee des historischen Weintransportes, die dann im Festjahr 2003 so großartig realisiert wurde (Link: Pollinger Wein).
Als 2003 die 1250-Jahresfeier der Gründung Pollings anstand, überraschte nicht nur uns der schon legendäre Weintransport unternehmungslustiger Pollinger. Mit einem Pferdegespann wurde ein Faß mit Meraner Wein, begleitet von einer Kutsche mit „Honoratioren“ in historischer Kleidung, nach Polling transportiert. Warum das Ganze Spektakel? Franz Vielhuber und seine Mannen haben nur das wieder in unser Gedächtnis zurückgerufen, was Jahrhunderte lang gängige Praxis war.
Die Weinbruderschaft Polling wurde erst am 19. November des Jahres 2008 gegründet. Es war Franz Vielhuber, der für den 19. November um 19.30 Uhr in die Weinprobierstube vor zahlreichen geladenen Gästen die Gründung der „Weinbruderschaft Polling n.e.V.“ vorschlug.
Noch am selben Abend haben 33 Personen eine Mitgliedschaft beantragt. Diese Mitglieder haben dann eine Satzung ausgearbeitet, bestätigt und einen Vorstand mit großer Zustimmung gewählt.
Es stellte sich nun die Frage, was ist eigentlich zu tun? Um zum geselligen Umtrunk zusammenzukommen hätte man doch keinen eigenen Verein gebraucht. Das lief auch so ungewöhnlich gut, wie die Besucherzahlen des Dämmerschoppens zeigen. Die zehn Mitglieder der Pollinger Wein GbR, deren Sprecher Franz Vielhuber ist suchten wohl Mitarbeiter für die doch recht zahlreichen Einsätze bei den verschiedensten Veranstaltungen. Denn überraschender Weise boomte das Weingeschäft und die Veranstaltungen mit Weinausschank recht ordentlich. Aber das war natürlich nicht allein ausschlaggebend. Vielmehr wurde damit versucht, die Weinkultur wieder in Polling heimisch werden zu lassen. Dazu wurde eine Satzung geschaffen mit interessanten Zielsetzungen. So heißt es in der Satzung u.a.
Die Weinbruderschaft Polling
Was macht nun die Weinbruderschaft?
Jeden 4. Mittwoch im Monat treffen wir uns in der Probierstube im Keller des Rathauses zu einem zwanglosen Zusammensein bei einer guten Brotzeit und den süffigen Meraner Weinen. An jedem dieser Abende hält ein Mitglied unserer WB ein Kurzreferat zu einem Weinthema.
Außerdem führen wir gemeinsame Fahrten durch. So im Jahr 2009, wo uns die Fahrt nach Schwaz ins Silbergergwerk, nach Innsbruck zur Glockengießerei Grassmayer und in die Haller Münze führte. Natürlich war auch ein Besuch in der Meraner Kellerei mit Weinprobe dabei und ein gemeinsamer Abend bei landestypischem Essen und Weinen. Dieses Jahr fiel die Fahrt aus. Dafür hatten wir einunterhaltsames Sommerfest mit Freunden der rechtbekannten Weinbruderschaft Stehwein ze Meran im Prälatensaal des Klosters. Im Jahr 2011 führte die Fahrt ins Piemont Wir konnten Weinproben in Betrieben in Barolo und bei Asti genießen und auch bei Führungen etwas über Turin, Alba und Cremona kennenlernen.
Unsere Angebote sind von Mitgliedern und Freunden bis jetzt gut angenommen worden.
Eine wichtige Aufgabe soll nicht verschwiegen werden: Die personelle Unterstützung der GbR bei größeren Veranstaltungen.
Zur Geschichte der Klostergüter Pollings in Südtirol
Seit der Gründung des Klosters Polling (von 753 bis 1803) war das Leben in Polling ganz eindeutig vom Kloster bestimmt worden. Der Sage nach wurde Polling im Jahr 753 von Herzog Tassilo gegründet. Es ist ziemlich sicher, daß das Kloster Polling als benediktinisches Tochterkloster von Bendeiktbeuren eingerichtet wurde. Dies wurde 739 von den Huosi gegründet. Da die Huosi damals schon größere Besitzungen in Südtirol hatten, wie man aus Weinzollverhandlungen schließen kann, darf man annehmen, daß auch das KlosterPolling von diesen Weingütern profitierte und schon in sehr frühen Zeiten mit Südtiroler Wein, zumindest zum Teil, versorgt wurde. Im Zentrum der klösterlichen Weinkultur steht die Bedeutung des Weines für die Religionsausübung. Die Feier des Abendmahles als zentrales religiöses Ereignis, war an die Verfügbarkeit von Meßwein gebunden. Aber auch für die Kranken- und Gästeversorgung waren nicht unerhebliche Mengen von Wein nötig gworden. Man nimmt an, daß früher pro Person im Kloster ein Jahreskonsum von 350l realistisch ist.. Bei dem großen Personalstand, vor allem der Großklöster ist also der Bedarf an Wein beachtlich gewesen. Der benötigte Meßwein erfordert nach kanonischem Recht noch heute absolute Reinheit, ein Ziel, das am sichersten im Eigenbau gewährleistet ist.
Von der Gründung bis zum Jahr 1002 hatte das Kloster Polling schon ein leidvolle Geschichte durchgemacht, die Zerstörungen durch ungarische Horden und die darauf folgende erste Säkularisation durch Herzog Arnulf im 10. Jh.. Im Jahr 1002 wurden die sterblichen Überreste Kaiser Ottos III. Von Italien nach Deutschland überführt. In Polling erwartete der damalige Herzog Heinrich IV den Trauerzug und setzte sich hier in den Besitz der Reichsinsignien, ausgenommen der Lanze. Das war der Beginn der Karriere des nachmaligen Kaiser Heinrich II. Zum Dank für diese glückliche Fügung stellte Heinrich II. 1010 die alten Besitzrechte des Klosters wieder her. Im Jahr 1065 wurde das Kloster Polling an Brixen übergeben als Bernhard von Weilheim Vogt des Klosters Polling war. In geistlichen Belangen unterstand Polling zwar dem Augsburger Bischof, in weltlichen Angelegenheiten besaß seit 11.6.1065 das Bistum Brixen die Oberhoheit über das Stift Polling.
Aus einer alten Urkunde geht hervor, daß zwischen 1100 und 1110 vom Bischof Hugo von Brixen dem Domkapitel von Brixen u.a. eine Hube im Wipptal, zu Mauls und Valgenein geschenkt worden war, das dürfte auch für Polling Vorteile gehabt haben.
Erst anfangs des 12. Jh. ist das Augustinerchorherrnstiftes Polling aus dem Kollegiatstift hervorgegangen. Schon kurz nach der päpstlichen Bestätigung im Jahr 1136, haben wir dann für das Jahr 1140 einen Hinweis auf eine Schenkung eines Erbgutes zu Mais. Die baierischen Klöster der Chorherren nach Augustiner Regeln haben sich schon bald nach ihrer Gründung um Weinrechte und um entsprechende Besitzungen in Südtirol gekümmert. 1173/74 schenkte der Graf Berthold von Tirol dem Pollinger Kloster zwei Weingärten in Obermais, einen gut angelegten Hof, einen Acker und einen Garten, wobei die Zeremonie dieser Übergabe interessanterweise wohl in Polling stattfand. Eine Urkunde aus dem Jahre 1264 erwähnt schon einen „Pollinger“.Acker. Im Jahr 1313 verleiht in Vertretung des Propstes ein Kanoniker aus Polling ein Gut in Untermais, genannt der „Pollinger Hof“. Urkunden von 1340 aus Mauern berichten, daß das Kloster Polling Besitz in der Gegend Steinachs hat und es beziehe davon 8 Pferde und 2 Kälber, Wein und Geldzins von mehereren Gütern in Mauern
Trotz der eigenen Brauerei legten die Chorherren sehr großen Wert auf ihren guten Wein von den Südtiroler Weingärten.
Von den Tiroler Weingütern forderte das Kloster Polling jährlich eine feste „Gilt“ (Abgabe) von 83 Yhrn Wein zu fordern hatte. 1 Tiroler Yhrn = 72 bayerische Maß = ca. 6 550l
Natürlich schenkte auch die Klosterwirtschaft Wein aus. Die Schankerlaubnis vom Jahre 1498 vermerkt ausdrücklich, dass der Wein nicht mehr im Kloster selbst an Fremde ausgeschenkt werden soll, sondern in der außerhalb der Klostermauern zu errichtenden Tafern. Das Klosterbrauhaus besaß zumindest im 18. Jahrhundert eine leistungsfähige Branntwein-Brennerei, die wohl hauseigenen Wein in „Hochgeistiges“ verwandelte. Wein diente auch als Zahlungsmittel für Handwerker und Künstler, die für dasKloster arbeiteten.
Das Kloster betrieb seine verpachteten oder verstifteten Weingüter in Südtirol als eine kostspielige Liebhaberei, will man den klösterlichen Rechnungsbüchern Glauben schenken. 1790/91 z. B. sind die Ausgaben für Wein und Fuhren mit 1564 fl ausgewiesen, die Einnahmen für Wein und Branntwein betrugen nur 930 fl. Wo war also der Verlust, oder sollte man sagen „natürliche Schwund“ entstanden? Die Säkularisation von 1803 beendete auch dieses frohe Kapitel der Klostergeschichte. Eine erste staatliche Erfassung des Klostervermögens vom Jahre 1802 bezifferte den Wert seiner Tiroler Weingüter in flüchtiger Berechnung auf 5476 fl 55 kr. 1803 kommt eine neuerliche Festsetzung des Wertes für die Weingüter und 12 Bauerngüter in Leutasch auf eine Gesamtsumme von 13 000 Gulden. Vorerst wurden vom bayerischen Staat jedoch keine Besitzungen in Österreich eingefordert. 1804 gelangte dann der beschlagnahmte ausländische Grundbesitz in österreichische Staatsdomänenverwaltung. 1806 wurde Tirol an Bayern abgetreten, somit ging z.B. das Weingut „Pollinger Hof“ in Mais wieder in bayerischen Besitz über und wurde 1808 von der bayerischen Landesregierung an einen Dr. Melchior Croce verkauft. Das wechselhafte Schicksal Tirols brachte es mit sich, dass der „Pollinger Hof“ einmal zu Österreich, danach zu Bayern, zu Italien, zu Deutschland und ab 1945 dann endgültig zu Italien gehörte.